Auch Blinde können Grittibänzen machen
Am 10. Oktober besuchte eine Gruppe Sehbehinderte Menschen die einzige Backstube in der Zofinger Altstadt, um dort unter Anleitung von Hans Leutwyler zu lernen, wie man aus dem vorbereiteten Teig Grittibänzen, Zöpfli oder Schildkrötchen formt.
Der 1911 gegründete SBV (Schweiz. Blinden- und Sehbehindertenverband) ist der gesamtschweizerische Zusammenschluss blinder und sehbehinderter Menschen mit über 4000 Aktivmitgliedern und 16 Sektionen. Dazu zählt auch die 2005 gegründete Sektion Aargau/Solothurn mit rund 150 Mitgliedern. Der SBV ist eine Selbsthilfe-Organisation. Selbsthilfe heisst, dass sich die Betroffenen gegenseitig beistehen und unterstützen und sich gemeinsam einsetzen für die Wahrung ihrer Interessen. Diverse Aktivitäten werden monatlich angeboten, seien es Kaffeetreffs, Wanderungen, Museumsbesuche – oder wie am 10. Oktober ein Besuch der einzigen Backstube in der Zofinger Altstadt, um dort unter Anleitung von Hans Leutwyler zu lernen, wie man aus dem vorbereiteten Teig Grittibänzen, Zöpfli oder Schildkrötchen formt. Dass nebst Sehbehinderten auch 2 Blinde mitmachten, war zwar eine Herausforderung für den Bäckermeister, aber zeigte auf der anderen Seite, was Menschen ohne Augenlicht fertig bringen und wie sie sich nahtlos in die Gruppe integrieren. Die Blindenhunde durften allerdings nicht in die Backstube, sondern mussten draussen warten. Laut Gesetzgeber sind zwar Blindenhunde in der Backstube erlaubt (Ausnahmebewilligung), aber das blinde Duo hat von sich aus anders entschieden. Mit grossem Interesse wurde auch verfolgt, wie das Bäcker-Team Feierabendbrot machte und in den Ofen einschoss, um sich dann wieder den eigenen Teig-Kreationen zuzuwenden. «So eine fröhliche Gruppe habe ich selten in meiner Backstube,» meinte Hans Leutwyler. «Diese Menschen sind so unkompliziert, dankbar und mit Freude dabei. Dafür opfere ich gern meinen «freien» Nachmittag.» Natürlich gehört zu einem Backstuben-Besuch auch die obligate Degustation. Man muss schliesslich wissen, wie die Teigkunstwerke schmecken, die man selber gemacht hat.