Warum eine halbe Million Schweizer Franken investieren, wenn der Verkaufsladen doch nicht grösser wird? Für Aussenstehende eine berechtigte Frage. Laden und Produktionsstätten befinden sich auf 5 Stockwerken. Da braucht es kein zusätzliches Fitness-Programm. In diesen nicht gerade idealen räumlichen Verhältnissen in einem 700 Jahre alten Haus zu arbeiten, setzt viel Liebe zur Zofinger Altstadt voraus. Die haben Hans und Silvia Leutwyler seit bald 25 Jahren. Auch wenn sich die sehnlichst erwünschte Raumerweiterung für den Laden trotz aller Bemühungen nicht realisieren liess, entschieden sich die Bäckersleut für eine komplette Renovation des immerhin mittlerweile 25 Jahre alten Ladens. Damals bei der Übernahme wurde nur sanft renoviert. Das heisst konkret: Gewisse Teile der Einrichtung sind schon über 50 Jahre alt und somit wirklich nicht mehr zeitgemäss.
Die speziellen Raumverhältnisse in den alten Gemäuern stellten Planer vor besondere Herausforderungen und sind auch für viele Mehrkosten verantwortlich. Alles muss nach Mass angefertigt werden. Dafür nur ein Beispiel: Die Pralinenvitrine musste in der Höhe gekürzt werden, weil die Decke zu niedrig für die bestehenden Standardmasse war. X andere Beispiele liessen sich anfügen.
Das grösste Sorgenkind bisher war die Kühlung der Vitrine und des Confiserie-Bereichs. Jeder Kunde weiss, dass im Sommer beim Kauf von Schokolade-Spezialitäten Geduld angesagt war. Die Verkäuferin musste jedes Produkt im 1. Obergeschoss aus dem Klima-Schrank holen. Wäre die Kühlung nicht jetzt ersetzt worden, bestünde die Gefahr, dass in absehbarer Zukunft eine «Notfall-Übung» unvermeidlich geworden wäre. Präsentation und Kühlung der Produkte wird so zeitgemässer und entspricht zudem den immer anspruchsvoller werdenden Anforderungen der Lebensmittel-Gesetzgebung.
Elektronische Kassensysteme, EC, Waagen… alles braucht heute Anschlüsse für Strom und Internet. Neu wurden diese Zuleitungen direkt in Boden und Wände integriert und damit störungsanfällige Installationen über Putz eliminiert. «Licht lockt Leute an»! Diese alte Binsen-Wahrheit verlangte ein neues Beleuchtungs-System. Und jetzt erstrahlt der Laden in angenehm hellem Licht und macht alles einladender.
Die freundlichen Verkäuferinnen hinter der «Theke» liessen es sich zwar nicht anmerken, aber im Winter bekamen sie öfters kalte Füsse im wahrsen Sinn des Wortes. Da die Kundenfrequenz erfreulicherweise sehr hoch ist, blieb die automatische Eingangstüre oft geöffnet. Eine deutliche Verbesserung wird die nun realisierte Komfortzone mit Bodenheizung dem Personal bieten. Neu wurde im Fensterbereich ein Glacebuffet eingebaut. Durch den bewilligten Verkaufsschalter kann zudem bequem ab Gasse eingekauft werden.
Kaffeemaschine und Milchkühler wurden in die Ladenfront integriert – natürlich mit direktem Wasser- und Abwasseranschluss. Dies ermöglicht auch in hektischen Zeiten einen schnellen und reibungslosen Kaffee-Ausschank.
Ein sogenannter Atollspeed Ofen steht neu im Laden. Dieser ermöglicht Wurtsweggen, Chäschüechli oder Wähenstücke in Sekundenschnelle knusprig warm zu machen.
Nicht nur im von Kunden einsehbaren Bereich gibt es Optimierungen. Im Hintergrund wurde der Arbeitsplatz für die Verkäuferinnen ebenfalls verbessert und neu gestaltet. Eine Glastrennwand und eine elektrische Schiebetüre trennt Verkaufsbereich und Produktion. Das bedeutet: weniger Wärme aus der Backstube dringt in den Laden. Das Klima bleibt angenehm kühl, aber es riecht immer noch nach frischem Brot. Die zahlreichen positiven Feedbacks vieler Kunden sind für Hans und Silvia Leutwyler Bestätigung, mit dieser grossen Investition den richtigen Entscheid getroffen zu haben – denn Einkaufen soll Spass machen – auch im Bäckerladen. Zudem wirkt er optisch grösser, auch wenn kein Quadratmeter dazu kam. Der Altstadtbeck verspricht aber auch «frischen Wind». So sind neu – nach Rezept des Starkochs «Studi» im Angebot – verbunden mit einem bis 20. September laufenden Wettbewerb, der eine Reise nach Berlin mit Privat-Dinner bei «Studi» verspricht. «Weitere Neuheiten aus der Backstube werden folgen, sobald wir die Startphase und die Eingewöhnung ans Neue hinter uns haben,» erklärt schmunzelnd der für seine ungebremste Kreativität bekannte Hans Leutwyer.