Die Dohle (Corvus monedula ssp. theobromae) hat, wie alle Krähenvögel, kein besonders gutes Image. Zu Unrecht. Denn die Turmdohlen sind nicht nur intelligente, sondern auch sehr gesellige Vögel. Sie leben in Kolonien mit einer strengen Hierarchie. Besonders aussergewöhnlich: Dohlenpaare bleiben sich oft ein Leben lang treu. Ihre Zugehörigkeit zeigen sie nicht nur in der Brutzeit: Sie gehen zusammen auf Nahrungssuche, kraulen sich gegenseitig das Nackengefieder oder schlafen eng aneinandergepresst. Der Turm der Zofinger Stadtkirche ist ein beliebter Brut- und Wohnplatz dieser intelligenten Vögel. Zugegeben – das war schon seit vielen Jahren so – nicht erst, seit die Bäckerei Leutwyler am Kirchplatz vor mehr als 25 Jahren eröffnet wurde. Doch den Anstoss, die «Zofinger Dohlen» aus feinster Schokolade herzustellen, gaben unserem «Maître Confiseur» nicht die an sich nahe liegenden Nachbarschaftsgefühle, sondern der Naturschutzverein Zofingen. Aber auch die Vogelwarte Sempach hatte grosses Interesse an dieser neuen Dohlen-Art. Wäre lediglich noch zu erwähnen, dass gleich nach dem Verkaufs-Start viele interessierte Kunden sich etwas gedulden mussten, weil die Produktion den grossen Ansturm nicht bewältigen konnte. Ein gutes Zeichen, dass die Vögel flügge sind – und nach wie vor – nebst «Zofinger Bsetzistei» zu den beliebtesten Confiserie-Spezialitäten bei Leutwylers zählen.

Im Berufsverband und unter Kollegen ist längst bekannt, dass Hans Leutwyler der berufliche Nachwuchs ein Herzensanliegen ist. So war er im Aargauer Bäcker-Confiseurmeisterverband ABCV 10 Jahre im Vorstand, davon 4 Jahre als Chefexperte und somit für die gesamte Lehrlings-Ausbildung im Kanton verantwortlich. Dass er sich um seine eigenen «Lehrlinge» intensiv kümmert, sie fördert – aber auch fordert – und unterstützt, wo und wie er kann, ist keine Frage. Besonders freute ihn daher, dass Hannah Baur und Bruno Willisegger, die beide eine tolle Berufsausbildung schon hinter sich haben, jetzt nochmals bei ihm von vorne beginnen – mit einer Lehre als Bäcker-Konditor-Confiseur.

Hannah Baur (1995) aus Sarmenstorf absolvierte eine 4 Jahre (2011 – 2015) dauernde Lehre als Hochbauzeichnerin. Ihr Zeichentalent und ihre Freude an kreativer Arbeit, ein passendes Umfeld, positive Erfahrung in der «Schnupperlehre» – und der Lehrvertrag war nur noch Formsache. Sie blieb ein Jahr weiter im Lehrbetrieb, doch die ständige Arbeit am Computer (CAD) wurde für die quirlige Hannah zu eintönig und war zu wenig kreativ. Sie erkundigte sich beim Bäcker am Ort nach den beruflichen Möglichkeiten. Der verwies sie sofort an seinen Kollegen Leutwyler. So begann Hannah nach einer Schnupperlehre im Sommer 2016 die 2 Jahre dau- ernde Zusatzausbildung mit Fachrichtung Confiserie. «Ich habe diesen Entscheid noch keine Minute bereut, denn die Arbeit ist so kreativ und vielfältig, und man sieht sofort das Ergebnis. Vom Start weg konnte ich mitarbeiten, musste nicht tagelang nur zusehen. Ich durfte Fehler machen – und daraus lernen. Zudem habe ich in Claudia eine tolle berufliche Begleiterin und auch die Lehrer der Berufsschule sind super», so Hannah Baur. Ihr strahlendes Gesicht lässt keine Zweifel aufkommen. Und die Zukunft? Da ist Auslands-Aufenthalt im Fokus, «First» in England eventuell. Abwarten! Vorderhand ist sie in ihrer Freizeit per Töff schnittig unterwegs, hört gerne Musik und spielt Klavier.

Der Zofinger Bruno Willisegger (1973) lernte von 1990 bis 1994 Radio + TV-Elektriker und arbeitete 2 Jahre weiter bei der Erhard Keller AG. Dann stieg er auf Informationstechnik (IT) um – learning by doing und arbeitete 15 Jahre lang als System-Techniker bei NetCare in Staufen. Sich anschliessende abwechslungs- und lehrreiche Jahre in diversen Betrieben wurden zunehmend von Freudverlust am IT-Beruf geprägt. Die zudem festzustellende Gereiztheit der Kundschaft sowie die wenig kreative und sitzende Tätigkeit am PC waren Anlass genug, um ernsthaft über eine neue berufliche Zukunft nachzudenken. Brunos Freundin Ulrika nahm ihn in den Backclub mit, weil er schon immer gerne privat kochte und backte. Das brachte ihn in Kontakt mit Hans Leutwyler, dem er in der Folge immer wieder gerne bei Anlässen an die Hand ging. Irgendwann stand dann die Frage im Raum: «Möchtest Du nicht eine Bäcker-Lehre bei mir absolvieren?» Die Arbeit in der Backstube machte Spass und das frühe Aufstehen stellte kein Problem dar – also why not? Im Sommer 2016 begann er die 2 Jahre dauernde Lehre als Bäcker-Konditor-Confiseur mit Fachrichtung Bäcker. «Ich möchte dann sofort die Confiseur-Ausbildung an- schliessen, damit ich ein gutes berufliches Rüstzeug für meine weitere Zukunft habe», erklärte Bruno Williseger. «Es war schon ein spürbarer «Absturz» vom IT-Salär zum Lehrlingslohn als Bäcker, doch Geld allein ist eben nicht alles im Leben». Jetzt kann er wieder lachen, hat Freude an der Arbeit und Perspektiven. Mit Leidenschaft ist er sportlich per Velo und als Ausdauer-Läufer unterwegs, sofern es die Zeit neben der Lehre zulässt, um auch auf diese Weise die süssen Versuchungen im Betrieb «abzuarbeiten». «Ich fühle mich wieder gut» – das die Schluss-Bilanz des an sich introvertierten Quereinsteigers.

Der Berliner-Stand am Samstagvormittag vor der Bäckerei am Kirchplatz gehört seit Jahren zum gewohnten Bild. «Ohne geht gar nicht» sagen die vielen Kunden, die längst entdeckt haben, dass die Qualität des verwendeten Fettes für den schwimmend gold-braun gebackenen «Berliner» für Hans Leutwyler ein besonders wichtiges Anliegen ist. So schwebt nur feiner Duft über dem Kirchplatz, kein beissender Rauch oder gar übler Fettgeruch, wie kürzlich im Aarauer Bahnhof. (Blick-Bericht: Pendler-Petition gegen Berliner-Duft!) «Ich verwende schon seit Jahren ein rein pflanzliches Spezial-Frittierfett erster Qualität. Gebrauchtes oder billiges Fett bzw. Oel zu verwenden ist bei mir ein absolutes «no go»! Wenn Kunden mir immer wieder bestätigen, dass meine «Berliner» die einzigen wären, die kein Magenbrennen oder übles und lang anhaltendes Aufstossen bewirken, ist mir das längst die höhere Investition beim Öleinkauf wert,» so Hans Leutwyler. Auch in der Filiale Küttigen wurden die «Berliner» ganz schnell zum Renner. Sehr geschätzt werden die immer wieder durchgeführten «Berliner Wochen» – 3 für 2. Nun entdeckte Hans Leutwyler noch eine bessere Fettvariante – mit 10% Butteranteil. Das macht die «Berliner» noch feiner und genussvoller.

Liebe Kundinnen, liebe Kunden

Am 18. Mai 2016 eröffneten wir die Filiale Küttigen, die sich – um das vorweg zu nehmen – überraschend schnell und gut entwickelte. Wir dürfen viel Anerkennung und Wertschätzung von der Kundschaft dort erfahren. Das war ein Aufsteller in der recht schwierigen Phase der letzten Monate. Hingegen überraschten uns die vielen Kommentare unserer Zofinger Kundschaft, die wenig Verständnis für diesen Schritt vermuten liessen. Von «grösstem Fehler» war die Rede, plötzlich war alles nicht mehr so wie früher etc. Das hat uns emotional sehr getroffen und in dieser extrem stressigen Zeit fast an den Rand unserer Belastbarkeit und Kräfte gebracht. Die Gerüchte-Küche brodelte, unwahre Geschichten machten die Runde etc.

Warum Küttigen?

Der allgemeine Trend in unserer Branche zu immer mehr Verkaufsstellen war nie der Vater des Gedankens. Vielmehr ging es um das Wohl unseres Backstuben-Teams, um die zukünftige Sicherung
unserer Produktion und die Erhaltung des Qualitäts-Standards. Es ist schon eine Zumutung für das Personal, auf 5 Stockwerken abreiten zu müssen und rund um den Backofen sich gegenseitig auf die Füsse zu treten, weil kaum ein Quadratmeter freier Raum vorhanden ist. Unter solchen Bedingungen, abgesehen von der Hitze, der Hektik und dem enorm breiten Sortiment, das in kurzer Zeit ladenfrisch parat sein muss – solche Leistungen zu erbringen, fordert Respekt, aber zwingt uns als Unternehmer auch zum Handeln und die Arbeits-Bedingungen zu verbessern. Dazu kam eine weitere zwingende Situation. Zwei wichtige Geräte, die schon seit zig Jahren im Einsatz stehen, können jederzeit den Dienst versagen. Die Auswechslung wäre längst erfolgt, aber es gibt heute keinen Ersatz, der auf dem dafür möglichen kleinen und engen Raum etabliert werden könnte. Ein plötzlicher Maschinen-Ausfall hätte katastrophale Folgen für uns gehabt. Thomas Steiner, der Eigentümer der Küttiger Bäckerei, hatte viele Angebote für die Weiterführung des Ladens, aber niemand wollte die moderne und Platz mässig auf einem Boden grosszügig eingerichtete Backstube übernehmen. Uns interessierte aus den geschilderten Umständen aber gerade die Produktionsstätte. So entschied sich Thomas Steiner für uns. Dass unser Streben nach Qualität, Vielfalt und Kreativität sich mit seiner Berufs-Philosophie deckte, machte ihm die Zusage noch leichter.

Ein Abenteuer voller Überraschungen

Im Vordergrund stand die Idee, möglichst einen grossen Teil der Produktion nach Küttigen zu verlegen und einen entsprechenden Transport aufzubauen. Doch es zeigte sich nach den ersten Tagen bereits, dass das Verkaufs-Volumen so gross wurde, dass auch weiterhin in Zofingen produziert werden muss. Es ging nun darum, herauszufinden, was wo am besten und rationellsten produziert werden kann. So erfolgt heute ein reger Austausch: Zofinger Produktion geht nach Küttigen – und umgekehrt. Die Rezepturen, die eingekauften Produkte wie Mehl etc. blieben unverändert. An den Qualitätsvorgaben wurde nie gerüttelt. Aber wir sind keine Brotfabrik, sondern jedes Stück im Laden wird noch von Hand hergestellt. Dass nicht jeder Mitarbeiter ganz genau gleich den Zopf oder das Luzerner Brot macht und somit die Optik Differenzen aufweist, gehört dazu. Deswegen ist der Produkt-Inhalt trotzdem garantiert und unverändert. A propos Personal: Es braucht auch eine gewisse Zeit, um zwei Teams zu einer homogenen Produktionsund Laden Gemeinschaft zusammen zu schweissen. Statt 25 sind jetzt plötzlich über 40 Mitarbeitende, die es auf Kurs zu halten gilt. Das übernommene Küttiger Team war auch an andere Vorgaben gewöhnt. Es braucht Zeit, um eingefahrene Wege zu verändern. Das ist von einem Tag auf den anderen nicht möglich. Erschwerend kam dazu, dass meine Stellvertreterin in der Backstube auf Wochen krankgeschrieben werden musste. Auch die Transport-Situation musste sich einspielen, wie vieles andere auch. Noch ein Wort zum Laden-Team. Es wurde niemand gezwungen, den bisherigen Arbeitsort zu verlassen oder gar mit Kündigung gedroht, wenn keine Flexibilität gezeigt wurde. Das sind unwahre Geschichten, die uns sehr verletzten. Wir versuchten im fairen Gespräch Lösungen zu finden, respektierten aber letztlich immer die Entscheidung der Mitarbeitenden.

Warum dieser Blick hinter die Kulissen?

Wir wollen kein «Mitleid» – lediglich einwenig Verständnis einfordern. Dass es nicht einfach sein würde, zwei Betriebe homogen zusammen zu fügen, war uns auch im Vorfeld klar. Aber erstens kommt es anders… Tatsache ist und bleibt, dass dieser Schritt in die Zukunft nichts, aber auch gar nichts, an unserem Konzept verändert hat. Wir wollen gute, schmackhafte, frische und gesunde Produkte herstellen – wie bisher. Kein Rezept wurde verändert, keine Vorgabe gestrichen. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Aber die Handarbeit wird immer gewisse optische Unterschiedlichkeiten bringen. Wir hoffen, dass unsere Kundschaft das auch als Qualitäts-Merkmal erkennt. Wir behaupten auch nicht, keine Fehler zu machen. In so schwierigen Zeiten, wie die Monate, die hinter uns liegen, kann das sogar häufiger vorkommen, als uns lieb ist. Aber wir nehmen Ihre Reklamation immer sehr ernst und lernen aus unseren Fehlern – und stehen dazu.

Alles im Fluss…

Das dürfen wir jetzt getrost sagen, das Meiste hat sich sehr gut eingespielt. Das gilt auch für die personelle Seite. Besonders erleichtert sind wir, dass unsere Backstuben-Crew jetzt bessere Arbeitsbedingungen hat als früher. Das ist uns der ganze Aufwand allein schon wert. So blicken wir hoffnungsvoll in die Zukunft und freuen uns über Ihr Vertrauen, das zu erhalten unser tägliches Bemühen ist. Danke für Ihre Treue – auch wenn die letzte Strecke etwas holperig und ungewöhnlich für Sie war.

Ihre Silvia und Hans Leutwyler

Damit Gutes noch besser wird

Die technische Aufrüstung wird auch in einer KMU-Bäckerei/Konditorei immer wichtiger. Neue Geräte und Maschinen dienen aber oft nicht nur der Arbeitserleichterung und Produktionssteigerung, sondern auch der Qualitäts-Optimierung. Dem neu angeschafften High-Tech-Gerät – genannt «Vakuum-Mixer» – sieht man kaum an, dass er rund 20’000 Franken gekostet hat. Viel Geld für einen KMU-Betrieb. «Dieses Gerät ermöglicht uns aber, Schokoladen-, Nuss- und Mandel-Füllungen, Marzipan etc. auf höchstem Qualitäts-Niveau herstellen zu können. So lässt sich z.B. – je nach Bedarf – der Mix-Kessel erwärmen oder kühlen,» erläutert Hans Leutwyler und begründet die teure Anschaffung mit der dadurch ermöglichten Steigerung des Qualitäts-Niveau. «Wenn wir zum Beispiel eine Ganache (Pralinenfüllung) herstellen, wird Rahm aufgekocht, Schokolade, Butter etc. beigemischt. Dann muss die Masse erkalten und dann bei der richtigen Temperatur in die Pralinenhohlkugeln gefüllt werden.

Mit diesem neuen Gerät können wir alle Zutaten unter Vakuum erhitzen und im gleichen Arbeitsgang abkühlen. Somit kann keine Luft Bakterien in die Masse bringen. Die Struktur wird viel feiner. Die Rückkristallisation (sandiges Gefühl beim Essen) wird verzögert und die Haltbarkeit enorm verbessert», so der Maître Confiseur im Originalton. Dank diesem Mixer kann in Zukunft auch Mayonnaise etc. selber hergestellt werden. «Hier sind wir noch am Düfteln und Probieren», fügt Hans Leutwyler an, «denn auch solche Produkte entstehen nicht von selbst, sondern verlangen Fachwissen, gesunde Zutaten (z.B. Eier frisch vom Bauernhof in der Region) und gute Geschmacksnerven.»

Rückblende

Highlights – die uns freuten…

Ladenumbau – «Das Geschäft ist sehr schön geworden und macht richtig Freude.» Diese Mail soll stellvertretend für die vielen schriftlichen und mündlichen Feedbacks stehen. Das so positive Echo bestätigt die Richtigkeit der grossen Investition.

Zofingen ist um einen «Stein» reicher – An der REGIOMESSE 2015 wurde Leutwyler’s Neuschöpfung «Wiggerstei» erstmals vorgestellt. Der hausgemachte «Stei» – eine Tartufi-Création vom Maître Confiseur – kam bei den Messe-Besuchern sehr gut an und gehört jetzt zum Standard-Angebot im Laden. Aber auch am Stand im Freien (siehe Bild) herrschte Hochbetrieb, wo u.a. einige tausend «Berliner» – the best in town – gebacken wurden.

25. Heitere Open Air Zofingen – Mit einem «Laden» direkt vor Ort zu sein, war Premiere mit durchschlagendem Erfolg. Über Stunden riss die «Warte-Schlange» nicht ab (siehe Bild). Vor Begeisterung wurde der Bäckermeister sogar spontan umarmt. Der Einbruch im «Laden» und die mutwillige Beschädigung des Kühlwagens – so dass reihenweise Pizzas bei den Sommer-Temperaturen ungeniessbar wurden – war der Wermuts-Tropfen. Aber das ist kein Grund, um nicht am 26. Open Air mit einem gluschtigen Sortiment die Hungrigen auf dem Festgelände wieder «glücklich» zu machen.

Facebook – Im Oktober 2015 konnten wir den 1000. Fan auf unserer Seite begrüssen. Am 15. Januar 2016 waren es bereits 1172 und es werden von Woche zu Woche mehr. Mit diesen Zahlen liegt die Leutwyler-Facebookseite meilenweit vor regionalen Mitbewerbern. Klarer Beweis, dass auch die Facebook-Generation hinter der Kirchplatz-Bäckerei und ihrer Qualitäts-Strategie steht.

SBB fährt auf Lebkuchen ab… – Zur Wiedereröffnung der Bahnlinie Zofingen – Lenzburg («Nazeli») im Dezember gab es für die Fahrgäste 900 Lebkuchen vom Kirchplatz-Beck.

Volltreffer – Mail-Nachricht: «Hallo Ihr Superbäcker! Mein Freund hat von seiner Arbeitsstelle zu Weihnachten ein WIGGERSTEI-Säckli bekommen. Und echt, das sind die feinsten Praliné, die ich je genossen habe!!! Fantastisch!! Der Arme hat nur eines abbekommen.»

Kein Witz – aber zum Schmunzeln
Obwohl ein Teil der Schweiz schriftdeutsch als Amtsprache hat, gibt es doch bei vielen Begriffen ganz unterschiedliche Deutungen im Vergleich mit dem nördlichen Nachbarland. So sass ich vor Jahren auf einer Geschäftsreise in einem Hamburger Hotel am Frühstückstisch. Nebenan sassen 4 Stewardessen der damals noch bestehenden Swissair – ebenfalls beim Frühstück. Eine der Damen fragte den Kellner (damals war Frühstücks-Buffet noch nicht in Mode): «Haben Sie keine Gipfeln?» Der Kellner blickte hilflos in die Runde, aber auch die Wiederholung der obigen Frage brachte ihn nicht weiter. Ich flüsterte ihm dann diskret zu; «Die Damen möchten gerne Hörnchen!» Worauf er freudestrahlend davon eilte und das Gewünschte servierte.

Elena Illadou – neu im Team

Gipfeli oder Hörnchen?
Seit Mitte Oktober 2015 gehört die 21-jährige Elena Illadou zum Laden-Team, in das sich die in Bietigheim-Bissingen/D geborene Bäckerei-Fachverkäuferin bestens integriert hat. Ihre Mutter ist Polin, ihr Vater Grieche. Somit spricht sie bereits 3 Sprachen: deutsch, polnisch und griechisch. Jetzt ist sie engagiert dabei, dem Schweizer Dialekt auf die Spur zu kommen und gleichzeitig sich auch der italienischen Sprache anzunähern. Sie absolvierte in ihrer Heimatstadt bei einer Bäckerei mit 7 Filialen die 3 Jahre dauernde Lehrzeit und arbeitete dann noch 2 1⁄2 Jahre weiter in diesem Betrieb. Die dort üblichen internen Zusatz-Schulungen haben aus ihr eine Verkäuferin gemacht, die ihren Job liebt und mit Freude und ungetrübter Begeisterung ausübt. Das spürt man als Kunde, wenn die flinke Elena mit Herzlichkeit und Fachkompetenz bedient.
Dass anfangs noch kleinere Verständigungsschwierigkeiten bestanden, weil z.B. in der Schweiz Hörnchen eben Gipfeli heissen, wirkten eher erheiternd. Zudem soufflierte das Team sofort und half Elena auf die Sprünge. „Mir gefällt hier der familiäre Ton und Umgang miteinander. Ich spürte sofort, dass ich dazu gehöre und mich so vom Start weg rundum daheim und wohl fühlte. Beeindruckt hat mich auch, dass der Chef am Samstag nicht nur im weissen Kittel die Kunden begrüsst, sondern mit Hand anlegt und im Verkauf mithilft. Beeindruckend ist auch die Angebots-Vielfalt und das hohe Qualitäts-Niveau. Das passt für mich alles total,“ erzählt eine vor Freude und Begeisterung strahlende Elena.
Und wenn sie keine „Brötchen“ verkauft, backt und kocht sie leidenschaftlich gern – oder ist mit dem Velo unterwegs, um die Gegend zu erkunden. Der Wechsel in die Schweiz fiel ihr umso leichter, als ihr Freund gleichzeitig eine gute Stelle in der Region fand. Es passte einfach alles!

Das «offene» Fenster

Was soll dieses «Fenster im Schaufenster», das mit dem Ladenumbau realisiert wurde? Eigentlich sollte es weitgehend offen bleiben, da der Laden tendenziell gut «geheizt» ist. Aber Wespen und Bienen interpretierten das als «Einfallstor», um ohne Umwege zu den süssen Leckereien zu kommen. Also Fenster zu – und Klingel montiert, damit sich Kunden aussen bemerkbar machen können. Morgens vor der offiziellen Öffnung – wenn der Laden mit fein duftenden Brotsorten, Kleingebäck, Sandwiches etc. vom Verkaufs-Team bestückt wird, kommt es nicht selten vor, dass der Laden zeitweise «verwaist» erscheint, denn Brot & Co. fliegt noch nicht von selbst aus der Backstube in die Regale. Hier können sich Frühaufsteher mit der Klingel am Fenster bemerkbar machen und sie werden quasi «über die Gasse» bedient. Morgens und mittags in den Stosszeiten könnten eilige Kunden – die oft nur ein oder zwei Produkte ohne Beratung brauchen – zudem genau wissen, was sie wollen – läuten und rasch bedient werden. Also eine Art Express-Schalter. Das Fenster soll auch den oft zu knappen Ladenraum entlasten. Ein Sandwich, ein Getränk ist schnell durchs Fenster verkauft. Im Sommer ist am Nachmittag die Glace-Auslage dort platziert und der Verkauf kann schnell und mühelos durchs Fenster erfolgen. Das gibt auch Freiraum für die Kunden im Laden, die einen längeren Einkaufszettel haben. «Ich bin mir bewusst, dass sich diese Sache erst noch einspielen muss, aber mein Grundgedanke dabei war, Kundenbedürfnissen noch mehr entgegenzukommen,» erklärt Hans Leutwyler.

Kunden Meinungs-Spiegel

Nein – es ist keine Bildverwechslung. Wer sagt denn, dass Kinder keine ernstzunehmenden Kunden sind und keine eigene Meinung haben, wenn es um das Angebot beim Bäcker geht? Lars (5 J.) und Nils (3 J.) würden es nur schwer verzeihen, wenn Mami Christine Hubmann Gautschi ohne deren gewichtige Mitsprache beim Kirchplatz-Beck einkaufen würde. Dass die beiden kecken Buben schon längst bei ihren fast täglichen Besuchen die Herzen des Laden-Teams eroberten, braucht nicht besonders betont zu werden. So stimmen sie jeweils im Laden als Referenz an den Chef das Lied vom «Hans im Schnäggeloch» an. Als kürzlich unsere Verkäuferin Liliane Moor besonders herzlich den Älteren mit «Hallo Lärsli» begrüsste, kam’s ohne Zögern zurück: «Hallo Frau Möörli»! um dann das Gespräch fortzusetzen: «Gestern war das Brot nicht gut!» «Welches denn» wollte Liliane wissen, um der «Reklamation» auf den Grund zu gehen. Aber Lars meinte: «S’war eben nicht von Dir!»

Am Weihnachtsmarkt lud deshalb Hans Leutwyler die Buben zum Grittibänz backen ein. Schnell die Backschürze umgebunden und los gings. Unter Anleitung des Chefs wurden zuerst die Teiglinge kräftig mit den Händen traktiert, bis sie ganz flach waren. Mit grösstem Interesse verfolgten sie Schritt für Schritt, wie aus dem Teigklumpen ein richtiger Grittibänz entstand, sogar mit Gürtel und Tabakpfeife aus Ton. Ob man die auch essen könne, wollte Nils sofort wissen. Die Rosinen für Augen und Knöpfe drückten die Buben energisch in den Teig. Als die «Bänzen» mit Kristallzucker bestreut wurden, naschten sie mit ihren spitzen Fingerchen die auf dem Kuchenblech noch liegenden Zuckerkörner. «Diesen Zucker haben wir eben zu Hause nicht – und sie lieben ihn so,» erklärte Mami Christine. «Und warum wird der noch mit Eigelb bestrichen?», erkundigte sich Lars. «Damit er nach dem Backen glänzt!» Diese Antwort überzeugte. Nach getaner Arbeit sagten die Buben noch gemeinsam das Samichlaus-Versli auf – und es war kein Zweizeiler, wie heute üblich. Nach ihren Vorlieben gefragt, konzentrierte sich Lars auf Schoggi-Gipfeli und Roggenbrötli, Nils blieb bei Gipfeli. Sie hatten im Moment gerade eine viel wichtigere Frage auf den Lippen: «Warum hast Du im Gesicht so viel Haare und auf dem Kopf oben keine?» Da kam der Beck fast in Erklärungs-Notstand. Dann bat er die Familie, noch eine halbe Stunde über den Weihnachtsmarkt zu gehen – und dann die gebackenen Grittibänzen abzuholen. Vier strahlende Kinderaugen waren ein wunderschönes wortloses Dankeschön!

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