Eine «Stimme» aus dem Raum Küttigen war nach der Eröffnung der Filiale Mitte Mai 2016 direkt ein Muss. In Brigitte Arnoux trafen wir eine Kundin, die uns gern an ihren bisher gemachten Erfahrungen teilhaben liess. «Unser Einkaufsverhalten in Sachen Brot + Co. hat sich seit letzten Sommer drastisch verändert,» erklärt sie freimütig. Nachdem die ursprünglich 5-köpfige Familie, die seit 1996 im Dorf wohnt, mehrheitlich auswärts arbeitet, studiert oder zur Schule geht, erfolgte der Broteinkauf auch meistens auswärts. Brigitte Arnoux selber war viel unterwegs für die Freiwilligen-Organisation «Cartons du Coeur – Lebensmittelhilfe Aargau» die sie von 2001 bis 2016 nicht nur präsidierte, sondern seit Gründung dieses Vereins im Jahr 1997 in Not geratenen Menschen mit Lebensmittel-Paketen willkommene Hilfe brachte. Die vielen notvollen Einblicke und Begegnungen mit Menschen mit leeren Kühlschränken schufen auch eine besondere Wertschätzung zum wohl wichtigsten Lebensmittel Brot. Seit letztem Sommer kauft Brigitte Arnoux aber dieses Grundnahrungsmittel in Küttigen ein, auch dank kundenfreundlicher Öffnungszeiten, z.B. am Sonntagmorgen. «Meinem Mann mache ich an dienstfreien Sonntagen mit frischem knusprigen Brot zum Zmorge die grösste Freude. Wir sind hauptsächlich Brot-Kunden. Der Luzerner Sauerteig-Pfünder und das Bsetzistei-Brot sind unsere Favoriten. Das ist nicht einfach Brot, sondern Genuss pur. Da ich gern koche und backe – mein Grossvater war übrigens Bäcker – machte ich bisher die Dreikönigskuchen immer selber. Diesmal holte ich sie beim Leutwyler-Beck und es wird wohl auch in Zukunft dabei bleiben. Da ich als Kindergärtnerin – nachdem unsere Kinder grösser sind – wieder ins Berufsleben einstieg, bin ich glücklich und begeistert, wie offen und hilfsbereit unser Dorf-Beck auf meine speziellen Back-Wünsche für den Kindergarten eingeht und manchmal fast Unmögliches möglich macht. Ich schätze aber auch, dass er mir die Grenzen seiner Möglichkeiten klar und sachlich aufzeigt. Die Kinder sind jeweils vom Ergebnis begeistert. Wie kreativ kann doch Gebäck sein. Da ich in der «Église française» aktiv bin, findet Leutwyler auch immer eine kreative Brot-Lösung für meine speziellen Anliegen. Ich schätze die hohe Qualität der Produkte, den feinen Geschmack und den guten und zuverlässigen Service sehr. Jetzt macht im Dorf Brot kaufen richtig Spass.»

Die Dohle (Corvus monedula ssp. theobromae) hat, wie alle Krähenvögel, kein besonders gutes Image. Zu Unrecht. Denn die Turmdohlen sind nicht nur intelligente, sondern auch sehr gesellige Vögel. Sie leben in Kolonien mit einer strengen Hierarchie. Besonders aussergewöhnlich: Dohlenpaare bleiben sich oft ein Leben lang treu. Ihre Zugehörigkeit zeigen sie nicht nur in der Brutzeit: Sie gehen zusammen auf Nahrungssuche, kraulen sich gegenseitig das Nackengefieder oder schlafen eng aneinandergepresst. Der Turm der Zofinger Stadtkirche ist ein beliebter Brut- und Wohnplatz dieser intelligenten Vögel. Zugegeben – das war schon seit vielen Jahren so – nicht erst, seit die Bäckerei Leutwyler am Kirchplatz vor mehr als 25 Jahren eröffnet wurde. Doch den Anstoss, die «Zofinger Dohlen» aus feinster Schokolade herzustellen, gaben unserem «Maître Confiseur» nicht die an sich nahe liegenden Nachbarschaftsgefühle, sondern der Naturschutzverein Zofingen. Aber auch die Vogelwarte Sempach hatte grosses Interesse an dieser neuen Dohlen-Art. Wäre lediglich noch zu erwähnen, dass gleich nach dem Verkaufs-Start viele interessierte Kunden sich etwas gedulden mussten, weil die Produktion den grossen Ansturm nicht bewältigen konnte. Ein gutes Zeichen, dass die Vögel flügge sind – und nach wie vor – nebst «Zofinger Bsetzistei» zu den beliebtesten Confiserie-Spezialitäten bei Leutwylers zählen.

Im Berufsverband und unter Kollegen ist längst bekannt, dass Hans Leutwyler der berufliche Nachwuchs ein Herzensanliegen ist. So war er im Aargauer Bäcker-Confiseurmeisterverband ABCV 10 Jahre im Vorstand, davon 4 Jahre als Chefexperte und somit für die gesamte Lehrlings-Ausbildung im Kanton verantwortlich. Dass er sich um seine eigenen «Lehrlinge» intensiv kümmert, sie fördert – aber auch fordert – und unterstützt, wo und wie er kann, ist keine Frage. Besonders freute ihn daher, dass Hannah Baur und Bruno Willisegger, die beide eine tolle Berufsausbildung schon hinter sich haben, jetzt nochmals bei ihm von vorne beginnen – mit einer Lehre als Bäcker-Konditor-Confiseur.

Hannah Baur (1995) aus Sarmenstorf absolvierte eine 4 Jahre (2011 – 2015) dauernde Lehre als Hochbauzeichnerin. Ihr Zeichentalent und ihre Freude an kreativer Arbeit, ein passendes Umfeld, positive Erfahrung in der «Schnupperlehre» – und der Lehrvertrag war nur noch Formsache. Sie blieb ein Jahr weiter im Lehrbetrieb, doch die ständige Arbeit am Computer (CAD) wurde für die quirlige Hannah zu eintönig und war zu wenig kreativ. Sie erkundigte sich beim Bäcker am Ort nach den beruflichen Möglichkeiten. Der verwies sie sofort an seinen Kollegen Leutwyler. So begann Hannah nach einer Schnupperlehre im Sommer 2016 die 2 Jahre dau- ernde Zusatzausbildung mit Fachrichtung Confiserie. «Ich habe diesen Entscheid noch keine Minute bereut, denn die Arbeit ist so kreativ und vielfältig, und man sieht sofort das Ergebnis. Vom Start weg konnte ich mitarbeiten, musste nicht tagelang nur zusehen. Ich durfte Fehler machen – und daraus lernen. Zudem habe ich in Claudia eine tolle berufliche Begleiterin und auch die Lehrer der Berufsschule sind super», so Hannah Baur. Ihr strahlendes Gesicht lässt keine Zweifel aufkommen. Und die Zukunft? Da ist Auslands-Aufenthalt im Fokus, «First» in England eventuell. Abwarten! Vorderhand ist sie in ihrer Freizeit per Töff schnittig unterwegs, hört gerne Musik und spielt Klavier.

Der Zofinger Bruno Willisegger (1973) lernte von 1990 bis 1994 Radio + TV-Elektriker und arbeitete 2 Jahre weiter bei der Erhard Keller AG. Dann stieg er auf Informationstechnik (IT) um – learning by doing und arbeitete 15 Jahre lang als System-Techniker bei NetCare in Staufen. Sich anschliessende abwechslungs- und lehrreiche Jahre in diversen Betrieben wurden zunehmend von Freudverlust am IT-Beruf geprägt. Die zudem festzustellende Gereiztheit der Kundschaft sowie die wenig kreative und sitzende Tätigkeit am PC waren Anlass genug, um ernsthaft über eine neue berufliche Zukunft nachzudenken. Brunos Freundin Ulrika nahm ihn in den Backclub mit, weil er schon immer gerne privat kochte und backte. Das brachte ihn in Kontakt mit Hans Leutwyler, dem er in der Folge immer wieder gerne bei Anlässen an die Hand ging. Irgendwann stand dann die Frage im Raum: «Möchtest Du nicht eine Bäcker-Lehre bei mir absolvieren?» Die Arbeit in der Backstube machte Spass und das frühe Aufstehen stellte kein Problem dar – also why not? Im Sommer 2016 begann er die 2 Jahre dauernde Lehre als Bäcker-Konditor-Confiseur mit Fachrichtung Bäcker. «Ich möchte dann sofort die Confiseur-Ausbildung an- schliessen, damit ich ein gutes berufliches Rüstzeug für meine weitere Zukunft habe», erklärte Bruno Williseger. «Es war schon ein spürbarer «Absturz» vom IT-Salär zum Lehrlingslohn als Bäcker, doch Geld allein ist eben nicht alles im Leben». Jetzt kann er wieder lachen, hat Freude an der Arbeit und Perspektiven. Mit Leidenschaft ist er sportlich per Velo und als Ausdauer-Läufer unterwegs, sofern es die Zeit neben der Lehre zulässt, um auch auf diese Weise die süssen Versuchungen im Betrieb «abzuarbeiten». «Ich fühle mich wieder gut» – das die Schluss-Bilanz des an sich introvertierten Quereinsteigers.

Der Berliner-Stand am Samstagvormittag vor der Bäckerei am Kirchplatz gehört seit Jahren zum gewohnten Bild. «Ohne geht gar nicht» sagen die vielen Kunden, die längst entdeckt haben, dass die Qualität des verwendeten Fettes für den schwimmend gold-braun gebackenen «Berliner» für Hans Leutwyler ein besonders wichtiges Anliegen ist. So schwebt nur feiner Duft über dem Kirchplatz, kein beissender Rauch oder gar übler Fettgeruch, wie kürzlich im Aarauer Bahnhof. (Blick-Bericht: Pendler-Petition gegen Berliner-Duft!) «Ich verwende schon seit Jahren ein rein pflanzliches Spezial-Frittierfett erster Qualität. Gebrauchtes oder billiges Fett bzw. Oel zu verwenden ist bei mir ein absolutes «no go»! Wenn Kunden mir immer wieder bestätigen, dass meine «Berliner» die einzigen wären, die kein Magenbrennen oder übles und lang anhaltendes Aufstossen bewirken, ist mir das längst die höhere Investition beim Öleinkauf wert,» so Hans Leutwyler. Auch in der Filiale Küttigen wurden die «Berliner» ganz schnell zum Renner. Sehr geschätzt werden die immer wieder durchgeführten «Berliner Wochen» – 3 für 2. Nun entdeckte Hans Leutwyler noch eine bessere Fettvariante – mit 10% Butteranteil. Das macht die «Berliner» noch feiner und genussvoller.

Liebe Kundinnen, liebe Kunden

Am 18. Mai 2016 eröffneten wir die Filiale Küttigen, die sich – um das vorweg zu nehmen – überraschend schnell und gut entwickelte. Wir dürfen viel Anerkennung und Wertschätzung von der Kundschaft dort erfahren. Das war ein Aufsteller in der recht schwierigen Phase der letzten Monate. Hingegen überraschten uns die vielen Kommentare unserer Zofinger Kundschaft, die wenig Verständnis für diesen Schritt vermuten liessen. Von «grösstem Fehler» war die Rede, plötzlich war alles nicht mehr so wie früher etc. Das hat uns emotional sehr getroffen und in dieser extrem stressigen Zeit fast an den Rand unserer Belastbarkeit und Kräfte gebracht. Die Gerüchte-Küche brodelte, unwahre Geschichten machten die Runde etc.

Warum Küttigen?

Der allgemeine Trend in unserer Branche zu immer mehr Verkaufsstellen war nie der Vater des Gedankens. Vielmehr ging es um das Wohl unseres Backstuben-Teams, um die zukünftige Sicherung
unserer Produktion und die Erhaltung des Qualitäts-Standards. Es ist schon eine Zumutung für das Personal, auf 5 Stockwerken abreiten zu müssen und rund um den Backofen sich gegenseitig auf die Füsse zu treten, weil kaum ein Quadratmeter freier Raum vorhanden ist. Unter solchen Bedingungen, abgesehen von der Hitze, der Hektik und dem enorm breiten Sortiment, das in kurzer Zeit ladenfrisch parat sein muss – solche Leistungen zu erbringen, fordert Respekt, aber zwingt uns als Unternehmer auch zum Handeln und die Arbeits-Bedingungen zu verbessern. Dazu kam eine weitere zwingende Situation. Zwei wichtige Geräte, die schon seit zig Jahren im Einsatz stehen, können jederzeit den Dienst versagen. Die Auswechslung wäre längst erfolgt, aber es gibt heute keinen Ersatz, der auf dem dafür möglichen kleinen und engen Raum etabliert werden könnte. Ein plötzlicher Maschinen-Ausfall hätte katastrophale Folgen für uns gehabt. Thomas Steiner, der Eigentümer der Küttiger Bäckerei, hatte viele Angebote für die Weiterführung des Ladens, aber niemand wollte die moderne und Platz mässig auf einem Boden grosszügig eingerichtete Backstube übernehmen. Uns interessierte aus den geschilderten Umständen aber gerade die Produktionsstätte. So entschied sich Thomas Steiner für uns. Dass unser Streben nach Qualität, Vielfalt und Kreativität sich mit seiner Berufs-Philosophie deckte, machte ihm die Zusage noch leichter.

Ein Abenteuer voller Überraschungen

Im Vordergrund stand die Idee, möglichst einen grossen Teil der Produktion nach Küttigen zu verlegen und einen entsprechenden Transport aufzubauen. Doch es zeigte sich nach den ersten Tagen bereits, dass das Verkaufs-Volumen so gross wurde, dass auch weiterhin in Zofingen produziert werden muss. Es ging nun darum, herauszufinden, was wo am besten und rationellsten produziert werden kann. So erfolgt heute ein reger Austausch: Zofinger Produktion geht nach Küttigen – und umgekehrt. Die Rezepturen, die eingekauften Produkte wie Mehl etc. blieben unverändert. An den Qualitätsvorgaben wurde nie gerüttelt. Aber wir sind keine Brotfabrik, sondern jedes Stück im Laden wird noch von Hand hergestellt. Dass nicht jeder Mitarbeiter ganz genau gleich den Zopf oder das Luzerner Brot macht und somit die Optik Differenzen aufweist, gehört dazu. Deswegen ist der Produkt-Inhalt trotzdem garantiert und unverändert. A propos Personal: Es braucht auch eine gewisse Zeit, um zwei Teams zu einer homogenen Produktionsund Laden Gemeinschaft zusammen zu schweissen. Statt 25 sind jetzt plötzlich über 40 Mitarbeitende, die es auf Kurs zu halten gilt. Das übernommene Küttiger Team war auch an andere Vorgaben gewöhnt. Es braucht Zeit, um eingefahrene Wege zu verändern. Das ist von einem Tag auf den anderen nicht möglich. Erschwerend kam dazu, dass meine Stellvertreterin in der Backstube auf Wochen krankgeschrieben werden musste. Auch die Transport-Situation musste sich einspielen, wie vieles andere auch. Noch ein Wort zum Laden-Team. Es wurde niemand gezwungen, den bisherigen Arbeitsort zu verlassen oder gar mit Kündigung gedroht, wenn keine Flexibilität gezeigt wurde. Das sind unwahre Geschichten, die uns sehr verletzten. Wir versuchten im fairen Gespräch Lösungen zu finden, respektierten aber letztlich immer die Entscheidung der Mitarbeitenden.

Warum dieser Blick hinter die Kulissen?

Wir wollen kein «Mitleid» – lediglich einwenig Verständnis einfordern. Dass es nicht einfach sein würde, zwei Betriebe homogen zusammen zu fügen, war uns auch im Vorfeld klar. Aber erstens kommt es anders… Tatsache ist und bleibt, dass dieser Schritt in die Zukunft nichts, aber auch gar nichts, an unserem Konzept verändert hat. Wir wollen gute, schmackhafte, frische und gesunde Produkte herstellen – wie bisher. Kein Rezept wurde verändert, keine Vorgabe gestrichen. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Aber die Handarbeit wird immer gewisse optische Unterschiedlichkeiten bringen. Wir hoffen, dass unsere Kundschaft das auch als Qualitäts-Merkmal erkennt. Wir behaupten auch nicht, keine Fehler zu machen. In so schwierigen Zeiten, wie die Monate, die hinter uns liegen, kann das sogar häufiger vorkommen, als uns lieb ist. Aber wir nehmen Ihre Reklamation immer sehr ernst und lernen aus unseren Fehlern – und stehen dazu.

Alles im Fluss…

Das dürfen wir jetzt getrost sagen, das Meiste hat sich sehr gut eingespielt. Das gilt auch für die personelle Seite. Besonders erleichtert sind wir, dass unsere Backstuben-Crew jetzt bessere Arbeitsbedingungen hat als früher. Das ist uns der ganze Aufwand allein schon wert. So blicken wir hoffnungsvoll in die Zukunft und freuen uns über Ihr Vertrauen, das zu erhalten unser tägliches Bemühen ist. Danke für Ihre Treue – auch wenn die letzte Strecke etwas holperig und ungewöhnlich für Sie war.

Ihre Silvia und Hans Leutwyler

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