Damit Gutes noch besser wird

Die technische Aufrüstung wird auch in einer KMU-Bäckerei/Konditorei immer wichtiger. Neue Geräte und Maschinen dienen aber oft nicht nur der Arbeitserleichterung und Produktionssteigerung, sondern auch der Qualitäts-Optimierung. Dem neu angeschafften High-Tech-Gerät – genannt «Vakuum-Mixer» – sieht man kaum an, dass er rund 20’000 Franken gekostet hat. Viel Geld für einen KMU-Betrieb. «Dieses Gerät ermöglicht uns aber, Schokoladen-, Nuss- und Mandel-Füllungen, Marzipan etc. auf höchstem Qualitäts-Niveau herstellen zu können. So lässt sich z.B. – je nach Bedarf – der Mix-Kessel erwärmen oder kühlen,» erläutert Hans Leutwyler und begründet die teure Anschaffung mit der dadurch ermöglichten Steigerung des Qualitäts-Niveau. «Wenn wir zum Beispiel eine Ganache (Pralinenfüllung) herstellen, wird Rahm aufgekocht, Schokolade, Butter etc. beigemischt. Dann muss die Masse erkalten und dann bei der richtigen Temperatur in die Pralinenhohlkugeln gefüllt werden.

Mit diesem neuen Gerät können wir alle Zutaten unter Vakuum erhitzen und im gleichen Arbeitsgang abkühlen. Somit kann keine Luft Bakterien in die Masse bringen. Die Struktur wird viel feiner. Die Rückkristallisation (sandiges Gefühl beim Essen) wird verzögert und die Haltbarkeit enorm verbessert», so der Maître Confiseur im Originalton. Dank diesem Mixer kann in Zukunft auch Mayonnaise etc. selber hergestellt werden. «Hier sind wir noch am Düfteln und Probieren», fügt Hans Leutwyler an, «denn auch solche Produkte entstehen nicht von selbst, sondern verlangen Fachwissen, gesunde Zutaten (z.B. Eier frisch vom Bauernhof in der Region) und gute Geschmacksnerven.»

Rückblende

Highlights – die uns freuten…

Ladenumbau – «Das Geschäft ist sehr schön geworden und macht richtig Freude.» Diese Mail soll stellvertretend für die vielen schriftlichen und mündlichen Feedbacks stehen. Das so positive Echo bestätigt die Richtigkeit der grossen Investition.

Zofingen ist um einen «Stein» reicher – An der REGIOMESSE 2015 wurde Leutwyler’s Neuschöpfung «Wiggerstei» erstmals vorgestellt. Der hausgemachte «Stei» – eine Tartufi-Création vom Maître Confiseur – kam bei den Messe-Besuchern sehr gut an und gehört jetzt zum Standard-Angebot im Laden. Aber auch am Stand im Freien (siehe Bild) herrschte Hochbetrieb, wo u.a. einige tausend «Berliner» – the best in town – gebacken wurden.

25. Heitere Open Air Zofingen – Mit einem «Laden» direkt vor Ort zu sein, war Premiere mit durchschlagendem Erfolg. Über Stunden riss die «Warte-Schlange» nicht ab (siehe Bild). Vor Begeisterung wurde der Bäckermeister sogar spontan umarmt. Der Einbruch im «Laden» und die mutwillige Beschädigung des Kühlwagens – so dass reihenweise Pizzas bei den Sommer-Temperaturen ungeniessbar wurden – war der Wermuts-Tropfen. Aber das ist kein Grund, um nicht am 26. Open Air mit einem gluschtigen Sortiment die Hungrigen auf dem Festgelände wieder «glücklich» zu machen.

Facebook – Im Oktober 2015 konnten wir den 1000. Fan auf unserer Seite begrüssen. Am 15. Januar 2016 waren es bereits 1172 und es werden von Woche zu Woche mehr. Mit diesen Zahlen liegt die Leutwyler-Facebookseite meilenweit vor regionalen Mitbewerbern. Klarer Beweis, dass auch die Facebook-Generation hinter der Kirchplatz-Bäckerei und ihrer Qualitäts-Strategie steht.

SBB fährt auf Lebkuchen ab… – Zur Wiedereröffnung der Bahnlinie Zofingen – Lenzburg («Nazeli») im Dezember gab es für die Fahrgäste 900 Lebkuchen vom Kirchplatz-Beck.

Volltreffer – Mail-Nachricht: «Hallo Ihr Superbäcker! Mein Freund hat von seiner Arbeitsstelle zu Weihnachten ein WIGGERSTEI-Säckli bekommen. Und echt, das sind die feinsten Praliné, die ich je genossen habe!!! Fantastisch!! Der Arme hat nur eines abbekommen.»

Kein Witz – aber zum Schmunzeln
Obwohl ein Teil der Schweiz schriftdeutsch als Amtsprache hat, gibt es doch bei vielen Begriffen ganz unterschiedliche Deutungen im Vergleich mit dem nördlichen Nachbarland. So sass ich vor Jahren auf einer Geschäftsreise in einem Hamburger Hotel am Frühstückstisch. Nebenan sassen 4 Stewardessen der damals noch bestehenden Swissair – ebenfalls beim Frühstück. Eine der Damen fragte den Kellner (damals war Frühstücks-Buffet noch nicht in Mode): «Haben Sie keine Gipfeln?» Der Kellner blickte hilflos in die Runde, aber auch die Wiederholung der obigen Frage brachte ihn nicht weiter. Ich flüsterte ihm dann diskret zu; «Die Damen möchten gerne Hörnchen!» Worauf er freudestrahlend davon eilte und das Gewünschte servierte.

Elena Illadou – neu im Team

Gipfeli oder Hörnchen?
Seit Mitte Oktober 2015 gehört die 21-jährige Elena Illadou zum Laden-Team, in das sich die in Bietigheim-Bissingen/D geborene Bäckerei-Fachverkäuferin bestens integriert hat. Ihre Mutter ist Polin, ihr Vater Grieche. Somit spricht sie bereits 3 Sprachen: deutsch, polnisch und griechisch. Jetzt ist sie engagiert dabei, dem Schweizer Dialekt auf die Spur zu kommen und gleichzeitig sich auch der italienischen Sprache anzunähern. Sie absolvierte in ihrer Heimatstadt bei einer Bäckerei mit 7 Filialen die 3 Jahre dauernde Lehrzeit und arbeitete dann noch 2 1⁄2 Jahre weiter in diesem Betrieb. Die dort üblichen internen Zusatz-Schulungen haben aus ihr eine Verkäuferin gemacht, die ihren Job liebt und mit Freude und ungetrübter Begeisterung ausübt. Das spürt man als Kunde, wenn die flinke Elena mit Herzlichkeit und Fachkompetenz bedient.
Dass anfangs noch kleinere Verständigungsschwierigkeiten bestanden, weil z.B. in der Schweiz Hörnchen eben Gipfeli heissen, wirkten eher erheiternd. Zudem soufflierte das Team sofort und half Elena auf die Sprünge. „Mir gefällt hier der familiäre Ton und Umgang miteinander. Ich spürte sofort, dass ich dazu gehöre und mich so vom Start weg rundum daheim und wohl fühlte. Beeindruckt hat mich auch, dass der Chef am Samstag nicht nur im weissen Kittel die Kunden begrüsst, sondern mit Hand anlegt und im Verkauf mithilft. Beeindruckend ist auch die Angebots-Vielfalt und das hohe Qualitäts-Niveau. Das passt für mich alles total,“ erzählt eine vor Freude und Begeisterung strahlende Elena.
Und wenn sie keine „Brötchen“ verkauft, backt und kocht sie leidenschaftlich gern – oder ist mit dem Velo unterwegs, um die Gegend zu erkunden. Der Wechsel in die Schweiz fiel ihr umso leichter, als ihr Freund gleichzeitig eine gute Stelle in der Region fand. Es passte einfach alles!

Das «offene» Fenster

Was soll dieses «Fenster im Schaufenster», das mit dem Ladenumbau realisiert wurde? Eigentlich sollte es weitgehend offen bleiben, da der Laden tendenziell gut «geheizt» ist. Aber Wespen und Bienen interpretierten das als «Einfallstor», um ohne Umwege zu den süssen Leckereien zu kommen. Also Fenster zu – und Klingel montiert, damit sich Kunden aussen bemerkbar machen können. Morgens vor der offiziellen Öffnung – wenn der Laden mit fein duftenden Brotsorten, Kleingebäck, Sandwiches etc. vom Verkaufs-Team bestückt wird, kommt es nicht selten vor, dass der Laden zeitweise «verwaist» erscheint, denn Brot & Co. fliegt noch nicht von selbst aus der Backstube in die Regale. Hier können sich Frühaufsteher mit der Klingel am Fenster bemerkbar machen und sie werden quasi «über die Gasse» bedient. Morgens und mittags in den Stosszeiten könnten eilige Kunden – die oft nur ein oder zwei Produkte ohne Beratung brauchen – zudem genau wissen, was sie wollen – läuten und rasch bedient werden. Also eine Art Express-Schalter. Das Fenster soll auch den oft zu knappen Ladenraum entlasten. Ein Sandwich, ein Getränk ist schnell durchs Fenster verkauft. Im Sommer ist am Nachmittag die Glace-Auslage dort platziert und der Verkauf kann schnell und mühelos durchs Fenster erfolgen. Das gibt auch Freiraum für die Kunden im Laden, die einen längeren Einkaufszettel haben. «Ich bin mir bewusst, dass sich diese Sache erst noch einspielen muss, aber mein Grundgedanke dabei war, Kundenbedürfnissen noch mehr entgegenzukommen,» erklärt Hans Leutwyler.

Kunden Meinungs-Spiegel

Nein – es ist keine Bildverwechslung. Wer sagt denn, dass Kinder keine ernstzunehmenden Kunden sind und keine eigene Meinung haben, wenn es um das Angebot beim Bäcker geht? Lars (5 J.) und Nils (3 J.) würden es nur schwer verzeihen, wenn Mami Christine Hubmann Gautschi ohne deren gewichtige Mitsprache beim Kirchplatz-Beck einkaufen würde. Dass die beiden kecken Buben schon längst bei ihren fast täglichen Besuchen die Herzen des Laden-Teams eroberten, braucht nicht besonders betont zu werden. So stimmen sie jeweils im Laden als Referenz an den Chef das Lied vom «Hans im Schnäggeloch» an. Als kürzlich unsere Verkäuferin Liliane Moor besonders herzlich den Älteren mit «Hallo Lärsli» begrüsste, kam’s ohne Zögern zurück: «Hallo Frau Möörli»! um dann das Gespräch fortzusetzen: «Gestern war das Brot nicht gut!» «Welches denn» wollte Liliane wissen, um der «Reklamation» auf den Grund zu gehen. Aber Lars meinte: «S’war eben nicht von Dir!»

Am Weihnachtsmarkt lud deshalb Hans Leutwyler die Buben zum Grittibänz backen ein. Schnell die Backschürze umgebunden und los gings. Unter Anleitung des Chefs wurden zuerst die Teiglinge kräftig mit den Händen traktiert, bis sie ganz flach waren. Mit grösstem Interesse verfolgten sie Schritt für Schritt, wie aus dem Teigklumpen ein richtiger Grittibänz entstand, sogar mit Gürtel und Tabakpfeife aus Ton. Ob man die auch essen könne, wollte Nils sofort wissen. Die Rosinen für Augen und Knöpfe drückten die Buben energisch in den Teig. Als die «Bänzen» mit Kristallzucker bestreut wurden, naschten sie mit ihren spitzen Fingerchen die auf dem Kuchenblech noch liegenden Zuckerkörner. «Diesen Zucker haben wir eben zu Hause nicht – und sie lieben ihn so,» erklärte Mami Christine. «Und warum wird der noch mit Eigelb bestrichen?», erkundigte sich Lars. «Damit er nach dem Backen glänzt!» Diese Antwort überzeugte. Nach getaner Arbeit sagten die Buben noch gemeinsam das Samichlaus-Versli auf – und es war kein Zweizeiler, wie heute üblich. Nach ihren Vorlieben gefragt, konzentrierte sich Lars auf Schoggi-Gipfeli und Roggenbrötli, Nils blieb bei Gipfeli. Sie hatten im Moment gerade eine viel wichtigere Frage auf den Lippen: «Warum hast Du im Gesicht so viel Haare und auf dem Kopf oben keine?» Da kam der Beck fast in Erklärungs-Notstand. Dann bat er die Familie, noch eine halbe Stunde über den Weihnachtsmarkt zu gehen – und dann die gebackenen Grittibänzen abzuholen. Vier strahlende Kinderaugen waren ein wunderschönes wortloses Dankeschön!

Oktoberfest München – das Original

Silvia und Hans Leutwyler gehen jedes Jahr mit ihrem Team 2 Tage auf Reisen. Es ist eine Art „Familienausflug“ und ein spezielles Dankeschön an die Mitarbeitenden, die sich 365 Tage so engagiert einbringen. Das Reiseziel: das einzig historisch gewachsene, weltberühmte Oktoberfest. Oft kopiert – nie erreicht! In einem waren sich alle einig: München war die Reise wert! Dank an die Kunden fürs Verständnis, dass deswegen am 28.9.15 der Backofen kalt und der Laden geschlossen blieb.

«Stillstand ist Rückschritt» sagt der Volksmund. Wir feiern in diesem Jahr das 25jährige Bestehen unseres Betriebes.

Meine Frau und ich starteten 1991 in der verwaist gebliebenen Bäckerei am Kirchplatz und verwirklichten unseren Traum – ein eigenes Geschäft zu führen. Aus dem Duo von damals wurde inzwischen ein stattlicher KMU-Betrieb mit über 20 Mitarbeitenden in Bäckerei, Konditorei, Confiserie und Laden. Grund genug, mit dem Erreichten zufrieden zu sein und es zu bewahren. Doch dieses Zurücklehnen und auf eventuellen Lorbeeren auszuruhen passt weder zu Silvias noch zu meiner Lebens-Philosophie. Wir sind immer noch neugierig genug, um Neues anzupacken und somit auch auf der Suche, immer wieder durch neue Produkte und Backstuben-Kreationen unser Sortiment zu bereichern und unsere Kunden angenehm zu überraschen. Dabei gilt es die Bedürfnisse der Konsumenten und auch «Modeströmungen» in Essgewohnheiten zu beachten, um eine erfolgreiche Produkt-Einführung zu sichern. Tatsache ist zudem, dass durch veränderte Essgewohnheiten und neue ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse auch traditionelle Produkte auf der Strecke bleiben. Der Zeitgeist fordert seinen Tribut. So soll alles modisch und damit zeitgemäss daherkommen, aber auch möglichst leicht und kalorienarm sein. Wir bemühen uns stets, diesen Spagat zu bewältigen. Doch wird es immer schwieriger, wirklich Neues zu kreieren und zu finden. Daher sind wir sehr froh, dass wir in unserem Kundenkreis Menschen haben, die uns Anregungen und Ideen von ihren kulinarischen Reisen mitbringen, wie z.B: Matthias Mahr aus Vordemwald. So bekam ich vor kurzem schwarzes Salz aus Ägypten und wurde auf einen jungen Bauern in Brittnau aufmerksam gemacht, der Haselnüsse anbaut.

Mit dem neuen Produkt «Wiggerstei» – einem Tartufi à la Leutwyler, starteten wir an der REGIOMESSE 2015 und boten diese verführerische Köstlichkeit zur Degustation an. Die Haselnüsse aus Brittnau werden hoffentlich auch bald in unser Sortiment Einzug halten, in welcher Form auch immer. Die Ernte steht noch aus – und somit fehlen erste Versucherli in diesem Bereich.

 

Bremsspuren…
Die unternehmerische Dynamik wird allerdings mehr und mehr gebremst. Es sind externe Hindernisse und Hürden, die wir leider nicht beeinflussen können. So wird die Deklarations-Pflicht für alle Produkte immer komplizierter. Wir sollten auf Allergene hinweisen – was bestimmt sinnvoll ist. Neu müssen diese Hinweise fett gedruckt auf dem Etikett erscheinen. Nur sind die Produkte bald zu klein, um alle Angaben unterzubringen. Die Etikette sollte ja nicht grösser sein als das Produkt selber. Die Schriftgrösse für den Druck – europäisch geregelt – lässt keinen Spielraum. Es kehrt also sicher keine Langeweile ein. Im Gegenteil. Der administrative Aufwand hat sich in den 25 Jahren vervielfacht. Im Blick auf die anstehende neue Lebensmittelverordnung steigt manchmal der stille Verdacht auf, ob nicht vor lauter Drang zur Gesetzes-Optimierung und Absicherung für alle Eventualitäten der gesunde Menschenverstand auf der Strecke bleibt. Wussten Sie, dass der Apfel auch eine E-Nummer hat und ein Eidotter als Emulgator gilt. Sie sehen – nicht alles, was nach Chemie und Gift tönt, ist es auch. Lassen Sie sich die Freude am Genuss nicht verderben. Alles ist eine Frage des Masses und damit wären wir wieder beim gesunden Menschenverstand.

Wir wünschen Ihnen für das noch «taufrische» Jahr viele glückliche Stunden. Belasten Sie sich nicht mit zu vielen «guten» Vorsätzen! Wir fassten nur einen: Für Sie und Ihre Wünsche da zu sein und mit Lust und Freude gerade im Jubiläumsjahr Neues zu entdecken und auszuprobieren.

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